Begegnungen finden täglich mehrmals statt. Doch wie intensiv eine Begegnung mit einem anderen Menschen wird, das kann jede/r von uns individuell gestalten.
Mir fällt der Unterschied gerade stark auf, wenn ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplante Termine online stattfinden müssen. Da fehlt das “sich gegenseitig” spüren!
Alles online, oder was?
Die Einstimmung bei Team-Supervisionen oder Seminaren verläuft oft schneller, weil jede/r nur das absolut Notwendigste sagt und es auch gar nicht so einfach ist, körpersprachlich zu signalisieren, dass man selbst etwas sagen möchte. Bemerkbar machen mit Handzeichen ist bei kleinen Gruppen gut umsetzbar. Wenn jedoch manche aufgrund der Gruppengröße am Bildschirm gar nicht sichtbar sind, bleibt oft nur mehr der Chat als Signalgeber.
Aber auch im online-Bereich sind Begegnungen möglich. Es braucht die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit aller, um möglichst gut aufeinander einzugehen.
Aktiv zuhören und nicht vorschnell Ratschläge geben
Im persönlichen Kontakt ist es bedeutend einfacher, aktiv zuhören zu üben und zu praktizieren. Worum geht es da genau?
- Der anderen Person wirklich zuhören, nicht schon in Gedanken bei der eigenen Antwort oder der eigenen Erzählung sein. Und nachfragen! Das signalisiert Interesse an der anderen Person und den Wunsch, wirklich zu verstehen, was sie beschäftigt. Dafür braucht es viel Übung, weil wir uns oft selbst unter Druck setzen, sofort die richtige, passende und erwünschte Antwort geben zu müssen. Doch das ist nicht das, was eine gute Begegnung ausmacht. Hier geht es vor allem darum, die Gedanken, Gefühle und den Ausdruck der Person zu erfassen, kurz inne zu halten und vielleicht auch noch nachzufragen, ob alles richtig verstanden wurde. Erst danach folgt die Reaktion, die dann auch treffsicherer ist.
- Paraphrasieren und Verbalisieren sind zwei wichtige kommunikative Mittel:
- Paraphrasieren bedeutet, das soeben Gehörte in eigenen Worten zusammenzufassen, um dem Gegenüber die Gelegenheit zu geben, eventuelle Missverständnisse aufzuklären oder hier und da noch präziser zu werden. „Du meinst also, dass …“ / „Wenn ich dich richtig verstanden habe, wünschst du dir …“ / „Ich habe gehört, dass du … möchtest“
- Beim Verbalisieren werden auch nicht geäußerte Emotionen angeboten, um das Gegenüber zu unterstützen, das präsentierte Thema tiefer zu erforschen. „Wenn du das so erzählst, scheint viel Freude in dir zu sein.“ / „Ich höre da einen Ärger in deiner Aussage … Stimmt das?“
- Aufmerksamkeit immer wieder zur Person zurück führen, wenn die Gedanken abzugleiten drohen. Und es braucht auch nicht auf jede Aussage eine Antwort. Kennen Sie das sich gegenseitig mit schlimmen Geschichten übertrumpfen wollen? „Das ist ja noch gar nichts. Stell dir nur mal vor, was mir passiert ist.“ / „Das kenne ich gut. Bei mir ist das so: <ausführliche Schilderung der eigenen Lebensgeschichte>
Oft entstehen neue Ideen während des Erzählens und Präzisierens, wenn durch Nachfragen und Einfühlungsvermögen der Raum dafür geschaffen wird. Und das sind dann wirklich individuelle Lösungen, die für die Person passend sind, weil sie selbst sie mit Unterstützung entwickelt hat.
Aktiv zuhören ist auch eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst zu entlasten, den Erwartungsdruck raus zu nehmen und Zeit zum überlegen zu bekommen.
- Welche Erfahrungen haben Sie mit Begegnungen?
- Wann fühlen Sie sich so richtig gut aufgehoben und verstanden?
- Wie geht es Ihnen, wenn Sie vorschnell glauben zu wissen, was die gerade vor Ihnen sitzende Person braucht und dann merken, völlig an ihr vorbei geredet zu haben?
Schreiben Sie doch einen Kommentar über Ihre Erfahrungen! Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.