Die gesunde emotionale Entwicklung

(Auszug aus meiner unveröffentlichten schriftlichen Arbeit für die Ausbildung zur Psychotherapeutin)

Entwicklung der Emotionen

Wenn von „Entwicklung der Emotionen“ gesprochen wird, umfasst das nicht das gesamte Spektrum. Besser geeignet ist daher „emotionale Handlungsregulation“, weil dadurch der Zusammenhang mit motivbezogener Regulation von Handlungen festgestellt wird (Holodynski, 2006).

Begrifflichkeiten

Allgemein ist Ko-Regulation definiert als ein sozialer Prozess, bei dem Individuen ihre Handlungen dynamisch aufeinander abstimmen (Fogel, 1993, zit. nach Pauen et. al., 2019).

Kindliche Selbst- und elterliche Ko-Regulation laufen im Idealfall parallel ab. Babys und Kleinkinder sind noch in besonderem Maße darauf angewiesen, dass die Bezugspersonen die Regulation der Gefühle übernehmen, indem sie Ausdrucks- und Sprachzeichen verwenden. 

Die gesunde emotionale Entwicklung

Aus der interpersonalen Regulation durch die Bezugspersonen kommt es im Verlauf zur Entwicklung der intrapersonalen Regulation im Kind. Bei Babys und Kleinkindern übernehmen die Bezugspersonen die Regulation der Gefühle, indem sie Ausdrucks- und Sprachzeichen verwenden. Damit versuchen sie die emotionale Lage des Babys zu erfassen, adäquat darauf zu reagieren und die Ursache der Unzufriedenheit zu beseitigen. Dadurch wird das Kind dabei begleitet, seine Gefühle einzuordnen und situationsadäquat auszudrücken. Die verbale Begleitung übernehmen die Kinder dann schrittweise selbst. Mit steigendem Alter werden diese Vorgehensweisen internalisiert und sind teilweise von außen nicht mehr sichtbar. Die Regulation läuft von anderen unbemerkt ab und die äußerlich sichtbare emotionale Beteiligung ist reduziert. Weiters ist es möglich, eine Situation zu schildern, ohne emotional so beteiligt zu sein, als würde sie erneut durchlebt werden.

Kinder lernen Regulationsstrategien durch direkte Anweisungen, indem Bezugspersonen sprachlich begleiten, wenn das Kind seine Gefühle regulieren soll sowie durch eine Umdeutung der Situation, z. B. im Rollenspiel erfahrbar: Ein 5jähriger Bub hat im Urlaub erlebt, dass am Campingplatz ein Räuber war, der nicht gefasst werden konnte. Im Spiel übernimmt er die Rolle des Polizisten, der den Räuber jagt und schließlich fasst. Somit gibt er dem für ihn bedrohlichen Erlebnis ein anderes Ende.

Eine weitere Lernmöglichkeit eröffnet sich Kindern, wenn sie bei ihren Bezugspersonen sehen, wie diese selbst ihre Emotionen regulieren. Es handelt sich hierbei um ein Lernen am Modell, indem die Bezugsperson eine Vorbildfunktion übernimmt.

Mit steigendem Alter sind Kinder in der Lage, unter Begleitung der Bezugsperson über Gefühle, Konsequenzen und mögliche Beeinflussung zu sprechen.

In den nächsten Beiträgen gehe ich genauer auf die einzelnen Altersstufen ein.

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